Die Künstlerin Valerie Hennekemper hat 7 schnelle Fragen beantwortet. Erfahre mehr über die Künstlerin, was sie inspiriert und was für sie das Berufsrisiko einer Künstlerin ist.
1. Was verbindest du mit deinem Druck "Kiss"?
„Kiss“ ist im Frühling 2021 entstanden. Es war relativ spät in der Nacht, ich schätze gegen drei Uhr und ich konnte nicht schlafen. Dieses Phänomen der nächtlichen Inspiration kommt wohl bei einigen Künstler*innen nicht selten vor. In dem Moment waren der Anlass für meine Insomnie wohl eine Mischung aus Lockdown, dieser andauernden Abstinenz von menschlicher Nähe, sowie dem sehnsüchtigen Gedanken an eine Liebelei mit jemandem, den ich auf Grund der Pandemie nur selten sah. Dieses gefühlsduselige Potpourri ließ mich nicht zur Ruhe kommen, ich konnte meinen Kopf aber auch nicht an der frischen Luft abkühlen, da die damalige Ausgangssperre in München sehr streng überwacht wurde. Um meine verzehrenden, sich kreisenden Gedanken zu ordnen, stand ich auf und entschied mich zu zeichnen, um mein akut unerfülltes Verlangen weniger abstrakt und besser greifbar zu machen. „Kiss“ ist eine aus einer Reihe von zehn stürmischen, hitzigen, sehnsuchtsvollen Einlininenzeichnungen, die während des zweiten Lockdowns entstanden sind und sich mit dem zermürbenden Verlangen nach körperlicher Nähe und den Auswirkungen von Abstinenz zur Zeit des Social Distancing beschäftigen. Zu dieser Reihe gehört übrigens auch „AbstandNähe“.
2. Was hat dich zuletzt inspiriert?
Ich kann meine Inspiration nicht in konkrete Worte wie „der in Bariton kläffende Hund meiner Nachbarin“ oder „als ich mir meinen Zeh an einer Kiste brach, weil ich zu heiße Suppe durch die Wohnung trug“ fassen. Sie verhält sich wie ein Vogel, der auf mir landet und sobald ich ihn greifen möchte, wegfliegt. Was mich inspiriert ist meine Wahrnehmung von Dingen. Man kann sie in meinem Skizzenbuch vielleicht erahnen, vielleicht sieht das aber auch nur aus meiner Perspektive so aus. Mich inspiriert irgendwie alles und nichts. Ich bin sehr random in meiner Arbeitsweise.
3. Was ist Kunst für dich? In 3 Worten!
Ästhetik des Alltäglichen.
4. Was ist dein Lieblingsort?
Wenn ich das hier verrate, rennt da demnächst wieder jeder hin.
5. Wenn du jetzt in diesem Moment Farbe und eine Leinwand vor dir hättest: Was würdest du malen?
Meinen Körper in sieben Perspektiven.
6. Was hat dich zuletzt wütend gemacht?
Ich bin eigentlich immer bisschen wütend. Berufsrisiko.
7. Worüber sollte mehr gesprochen werden?
Über Tabus.
8. Mit welchem Künstler/ welcher Künstlerin würdest du gerne mal ein Bier trinken gehen.
Da gibt’s viele aber da das utopisch wäre, hier mal eine realistischere Frage: Wer will mit mir ein Bier trinken gehen?
9. Was hat dich zuletzt zum Lachen gebracht?
Das Theaterstück „Buy Hard“ von der großartigen Gro Swantje Kohlhof. Sie wäre auch so jemand, mit der ich gern mal was trinken gehen würde.
10. Was hast du zuletzt Neues gelernt?
Grenzen! Grenzen zu setzen und Grenzen von anderen zu respektieren. Über Grenzen zu gehen, wenn es der Zeitgeist und die Herangehensweise verlangen und Grenzen neu zu definieren. Würden wir uns allen mehr mit unseren persönlichen Grenzen beschäftigen, dann gäbe es vielleicht die Grenzen von da oben, also die, die uns problematisch vorkommen, gar nicht mehr so. Ich erachte es als unglaublich wichtig, dem zu folgen, was einem gut tut, aber dabei den Blick auf andere nicht zu verlieren. Habt euch alle ein bisschen mehr lieb und seid alle ein bisschen respektvoller zu euch selbst und anderen. Das wäre hier so mein Schlusswort!